Der Lebensgarten Steyerberg ist nicht nur ein Ort des nachhaltigen Lebens und der Naturverbundenheit, sondern auch eine Hochburg der Gewaltfreien Kommunikation (GFK). Hier, in unserer lebendigen Gemeinschaft, wurzelt eine lange Tradition der GFK, die die Grundlage für ein offenes, respektvolles und solidarisches Miteinander bildet.

Diese Tradition wird immer wieder durch faszinierende Persönlichkeiten bereichert. So war Marshall Rosenberg, der Begründer der GFK, selbst über viele Jahre regelmäßiger Gast in unserem Zentrum für Gewaltfreie Kommunikation. Nun freuen wir uns auf den Besuch von Liv Larsson.

Liv Larsson: Pionierin der Gewaltfreien Kommunikation

Liv Larsson lächelt

Liv Larsson
Foto: Mikael Sundkvist

Liv Larsson, seit mehr als zwei Jahrzehnten führende GFK-Trainerin am Center for Nonviolent Communication und in den Weiten Nordschwedens zu Hause, hat mit ihren 22 beeindruckenden Büchern über GFK große internationale Anerkennung erlangt. 

Ihr Fokus liegt auf der tiefgreifenden Transformation von Scham in Verletzlichkeit, Mitgefühl und Stärke – ein Thema, das nicht nur für das individuelle Wachstum, sondern auch für die kraftvolle Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen von zentraler Bedeutung ist.

Die transformative Kraft von Scham: Ein Interview mit Liv Larsson über die Essenz von GFK und persönliches Wachstum

In unserem Exklusivinterview öffnet Liv Larsson eine wahre Schatzkiste an Einsichten. Wir tauchen ein in die vielschichtige Welt der Gewaltfreien Kommunikation und erfahren, wie der Umgang mit Scham eine Schlüsselrolle in unserem Streben nach authentischem Ausdruck und echter Verbundenheit spielt.

Hi, Liv! In deinem Workshop „Transforming Shame“ konzentrierst du dich auf die Umwandlung von Scham in Verletzlichkeit, Mitgefühl und Stärke. Warum ist diese Transformation so wichtig?

Liv Larsson: Solange wir versuchen, Scham zu umgehen, stecken wir viel Energie in das Vermeiden von unangenehmen und herausfordernden Situationen. Vielleicht gibt es sogar Momente, in denen wir gerne etwas tun würden, uns aber nicht trauen zu fragen, weil die Scham uns davon abhält.

Aber es gibt eine andere Möglichkeit: Wir können innehalten und der Scham direkt ins Gesicht sehen. Wenn wir das tun, finden wir nicht nur Mitgefühl für uns selbst, sondern auch für andere. Diese Veränderung ermöglicht es uns, unsere Träume zu verfolgen, gesunde Grenzen zu setzen und als Vorbilder für die nächste Generation zu dienen.

Was hat deiner Meinung nach Scham mit den Konzepten der Gewaltfreien Kommunikation und dem Bedürfniskompass zu tun?

Liv Larsson: Manchmal wird der Ansatz der Gewaltfreien Kommunikation zu einer Methode. Aber wenn das passiert, verlieren wir die wahre Essenz dahinter. Wenn wir anfangen, Empathie zu üben, anstatt empathisch zu sein, verlieren wir die Tiefe in unseren Beziehungen.

Die Bereitschaft, Scham zu erforschen, öffnet die Tür zur Verletzlichkeit. Und Verletzlichkeit ist eine der Grundlagen für Empathie und Mitgefühl. Es geht hier nicht darum, Empathie als Technik zu verstehen, sondern als Haltung oder Erfahrung.

Für ein lebendiges Verständnis und eine lebendige Anwendung der GFK ist die Transformation von Scham eine der kraftvollsten Methoden.

Du legst großen Wert auf Selbstreflexion im Umgang mit Scham. Kannst du eine Übung oder Technik aus deinem Workshop nennen, die diese Selbstreflexion fördert?

Liv Larsson:  In meinem Workshop werden wir darüber nachdenken, wie Scham unsere Kommunikation und unsere Beziehungen beeinflussen kann. Ein Werkzeug, das wir dabei verwenden werden, ist der Bedürfniskompass.

Wir werden uns mit Situationen beschäftigen, in denen wir Scham vermeiden und deshalb vielleicht lügen, uns übermäßig kritisieren, wütend werden oder uns zurückziehen. Wir tun dies nicht nur, um zu heilen, sondern vor allem, um zu lernen, wie wir in Zukunft mit solchen Situationen umgehen können. 

Der Workshop besteht aus vielen praktischen Übungen, in denen wir Selbstbild, Verletzlichkeit, Macht, Scham und Wut erforschen.

Welche Bedeutung hat der Umgang mit Scham für die persönliche Entwicklung und das Wachstum von Menschen?

Liv Larsson: Wenn wir lernen, mit unserer Scham umzugehen, verliert sie ihre Macht über unser Leben und unsere Entscheidungen. Das eröffnet uns viele Möglichkeiten, die wir bisher verpasst haben, weil wir uns einreden, nicht gut genug zu sein, um unsere Träume zu verwirklichen.

Wenn wir unsere Scham akzeptieren können, können wir andere Menschen näher an uns heranlassen, ohne Angst zu haben, verurteilt zu werden. Wenn wir es ertragen können, mit all unseren Schwächen und Fehlern gesehen zu werden, können wir intimere Beziehungen aufbauen. Scham spielt also eine wichtige Rolle für unser Wachstum und unsere Entwicklung.

Wie kann die Arbeit mit Scham in deinem Workshop dazu beitragen, Beziehungen und Kommunikation zu verbessern?

Liv Larsson: Wenn wir beginnen, uns Situationen zu stellen, in denen wir uns schämen, können wir auch Verantwortung für Handlungen übernehmen, die die Bedürfnisse anderer verletzt haben. Wenn wir über unsere Grenzüberschreitungen und die daraus resultierende Scham sprechen können, wird diese Verletzlichkeit zur Grundlage unseres Mitgefühls.

So können wir authentisch und empathisch zugleich sein. Wenn wir nicht mehr vorgeben müssen, jemand zu sein, der wir nicht sind, wird unsere Kommunikation offener und verbindlicher.

Wenn ihr Liv persönlich kennen lernen möchtet, sichert euch einen Platz bei ihrem Seminar bei uns:

„Scham transformieren – in Verletzlichkeit, Mitgefühl und Kraft wachsen“
Seminar mit Liv Larsson | 16.-19.05.2024
Infos und Buchung

Nach diesem inspirierenden Gespräch mit Liv Larsson möchten wir euch nun einladen,mit uns in die Geschichte der Gewaltfreien Kommunikation im Lebensgarten Steyerberg einzutauchen.

Gewaltfreie Kommunikation im Lebensgarten Steyerberg: Eine lebendige Tradition

Bei uns im Lebensgarten Steyerberg ist Gewaltfreie Kommunikation nicht nur ein Konzept, sondern Teil unseres täglichen Lebens. Seit vielen Jahren prägt die GFK unsere Gemeinschaft und hat uns zu einem Ort der Offenheit, des Respekts und der Verbundenheit gemacht.

Marshall Rosenberg: Eine Quelle der Inspiration

Unser Zentrum für Gewaltfreie Kommunikation wurde vor mehr als zwei Jahrzehnten von Christoph Hatlapa und Katharina Sai Sander gegründet. Seitdem haben wir zahlreiche Kurse, Workshops und Ausbildungen angeboten, um Menschen mit der transformativen Kraft der GFK vertraut zu machen.

Die enge Verbindung zu Marshall Rosenberg, dem Begründer der Gewaltfreien Kommunikation, hat uns dabei inspiriert und bereichert. Rosenberg folgte 1998 zum ersten Mal einer Einladung in den Lebensgarten Steyerberg und wirkte hier 11 Jahre lang. Sein Aufenthalt hat tiefe Spuren hinterlassen und uns noch mehr im Glauben an die Werte der GFK vereint.

Tradition und Innovation: Der Lebensgarten Steyerberg als Lernort für GFK

Aber nicht nur das Zentrum für Gewaltfreie Kommunikation ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Ökodorfes. Wir beheimaten auch die Schule für Verständigung und Mediation, die sich seit Jahren für die Ausbildung von Mediator:innen einsetzt. Unter der Leitung von Christoph Hatlapa werden hier Mediations- und Konfliktlösungskurse angeboten, die auf den Prinzipien der GFK basieren.

Unsere Mission: Auf dem Weg zu mehr Verbundenheit

Die Mission der CAIA academy lautet: „Kreiere mit uns die Welt von morgen!“ Als Ort der Begegnung wollen wir in unserem Ökodorf einen Raum für Wachstum, Heilung und echte Verbundenheit erschaffen.

Wir sind überzeugt, dass wir mit einem klaren Verständnis für die Bedeutung der Gewaltfreien Kommunikation einen wesentlichen Beitrag zu authentischen Beziehungen und einem harmonischen Miteinander leisten können.

Lasst uns diese Reise gemeinsam fortsetzen und dazu beitragen, die Welt zu einem Ort zu machen, an dem Offenheit, Respekt und Verbundenheit gedeihen.